Mittwoch, 16. November 2016

Borneo Teil 2: Kuching- Die Katzenstadt









Kuching bedeutet „Katze“ auf Malaiisch und die Stadt ist wirklich voll davon. Es gibt jedoch nicht mehr oder weniger lebende Exemplare als in jeder anderen Großstadt würde ich sagen. Besonders ist aber, dass an gefühlt jeder Straßenecke ein mehr oder weniger kitschiges Denkmal den Katzen gewidmet ist. Doch wie kommt man eigentlich darauf seine Stadt nach einem Tier zu benennen? Dazu müssen wir uns wieder kurz ins Reich der Legenden begeben: So hat der Engländer James Brooke, der erste weiße Raja (Herrscher) Borneos, die Einheimischen nach dem Namen der Stadt gefragt. Da in diesem Moment eine Katze herumgelaufen ist, hat der Malaie verstanden Brooke frage nach dem Namen des Tieres. Und Katze bedeutet wie ihr mittlerweile wisst eben Kuching.


Kuching ist die Hauptstadt des Bundesstaates Sarawak und am Flughafen angekommen erlebt man gleich eine Überraschung: So bekommt man trotz eines Inlandfluges ein extra Visum für 30 Tage in den Reisepass gestempelt. Auf diese Weise zeigt sich die Teilsouveränität, die Sarawak bis heute noch innerhalb Malaysias besitzt.


Eine weitere Besonderheit ist, dass nicht so viele Frauen mit Kopftuch herumlaufen wie an meiner Uni beispielsweise, was aber daran liegt, dass Chinesen den Großteil der Stadtbevölkerung ausmachen.


So aber jetzt ist wieder genug mit einführenden Worten.


Ich habe diesmal sogar ein paar Bilder vom Hostel gemacht, da der Besitzer des Hostels ein großer Superhelden Fan zu sein scheint und die Wände voll sind mit Fan-Utensilien, Bannern und Bildern. Sogar die Räume haben keine Nummern, sondern auf jeder Tür ist das Zeichen eines Superhelden. Ich war z.B. im Zimmer mit einem großen „S“ wie Superman. Bei dem Namen „Hero Hostel“ hätte ich mir das vielleicht denken können.







Der erste Tag war wieder Sightseeing angesagt. Der erste Weg führte uns nach Chinatown wo wir neben einem kleinen Stadtpark, vielen Tempeln und die oben angesprochenen Katzendenkmäler uns den hier angebotenen Gaumenfreuden widmeten. Da gab es neben Laksa auch Pau, was ich jetzt mal als gefüllte Dampfnudel beschreiben würde. Echt lecker und vor allem mit einer Füllung wie „Roasted Pork“ bekomme ich schon fast wieder Sehnsucht danach.
















Neben einer schönen Moschee und ein paar Museen (sogar ein Katzenmuseum) gibt es in der Stadt an sich nicht so viel zu sehen. Das Highlight ist der Fluss, um den sich herum das ganze Leben abspielt. Glücklicherweise war an dem Wochenende ein Festival im Gange, bei dem es neben Bootsrennen und Gesangseinlagen auch viele Stände gab, die Schmuck, Kleidung mit Batik-Aufdrucken, Musikinstrumente und allerlei Essbares verkauften. Da ich aber schon gegessen hatte, wollte ich über den Fluss um das Wahrzeichen Kuchings (neben den Katzen) zu besichtigen, nämlich das Parlamentsgebäude des Staates Sarawak. Dazu muss man auf einem länglichen Holz Boot („Sampan“) den Sarawak River überqueren. Dort angekommen bin ich zuerst zum Fort Margherita gelaufen, einer Burg die der gute Herr Brooke im Jahre 1879 erbaut hat, um Kuching vor Angriffen von Piraten zu schützen. Die Burg sieht ein bisschen aus wie aus einem Legobaukasten, jedoch ist sie allemal einen Besuch wert, vor allem da sie sowieso auf meinem Weg lag. Danach ging es dann weiter zu meinem eigentlichen Ziel. Ach ja an dieser Stelle ein Hinweis an alle die in Zukunft mal nach Kuching wollen: Nehmt euch am besten ein Boot direkt zu dem Parlamentsgebäude! Denn so wie ich es gemacht habe war es ein relativ weiter Weg. Obwohl die Burg Luftlinie nur wenige Meter von dem Gebäude entfernt ist, ist der Zutritt nur über die offizielle Straße möglich. Dies war wirklich frustrierend, da ich eine Stunde unterwegs war und erstmal weg von dem Gebäude gegangen bin, da die Straße einen großen Bogen macht. Naja immerhin bin ich auf diese Weise im botanischen Garten gewesen und habe den Wolkenbehangenen Mount Santubong in der Ferne gesehen. Wenn ich ehrlich bin, so hatte ich nach der Hälfte der Strecke keine Lust mehr zu laufen und habe mich stattdessen auf die Straße gestellt und das nächstbeste Auto angehalten, was im Nachhinein eine gute Entscheidung war, da ich mir eine halbe Stunde Fußweg erspart habe. Das Parlamentsgebäude ist wirklich sehenswert und besonders die Form des Dachs hat einen einzigartigen Charakter. Kurz vor Sonnenuntergang noch das typische Touribild mit dem Parlament in Hintergrund gemacht, ohne dass ein Besuch in Kuching wohl nicht komplett wäre. Das wäre wie Sydney ohne das Operahouse oder Berlin ohne den Bundestag zu besichtigen.


Nach einem kurzen Besuch im Astana, dem Haus des Gouverneurs von Sarawak, habe ich das nächstbeste Sampan genommen um wieder zurück auf „meine“ Seite des Flusses zu gelangen. Nach etwas Street Food war der Tag für mich beendet.


















Tag 2 und 3 hieß es Abschied nehmen von der Stadt und es ging mit einem lokalen Bus ins „Bako Village“ dem Eingangstor zu Sarawaks ältestem Nationalpark. Von hier dauert es per Boot ungefähr 20 Minuten bis man schließlich im Bako Nationalpark angekommen ist. Es wird gesagt, dass man hier jegliche Vegetationsformen Borneos komprimiert auf nur 27km² Fläche besuchen kann. Der Bootssteg ist in einer Landschaft, die mich ein bisschen an das Wattenmeer in der Nordsee erinnert hat. Von dort muss man ca. 500m bis zum Park Headquarter laufen, um einzutragen um wie viel Uhr man angekommen ist und welchen Pfad man beabsichtigt zu wandern. Dies dient der eigenen Sicherheit und auf diese Weise wissen die Ranger ganz genau wo man sich befindet und können im Notfall nach einem suchen. Die 2 Tage in Bako waren so ziemlich das Beste, das ich bisher in Malaysia erlebt habe, denn der Park hat so ziemlich alles was man sich nur wünschen kann: Wunderschöne Strände, Wasserfälle, Kalksteinformationen von denen man eine beeindruckende Sicht auf die umliegende Landschaft hat und einen recht abwechslungsreichen Regenwald: So gibt es hier Moore und Sümpfe, Mangroven die im Wasser stehen und natürlich Baumriesen mit einem sehr dichten Blätterdach. Das Highlight ist aber definitiv die Fülle an wilden Tieren, die man hier beobachten kann. Es gibt neben bunten Vögeln das nur in Borneo beheimatete „Bearded-Pig“ und zwar handelt sich dabei um ein Wildschwein mit einem „Bart“. Witzigerweise bin ich oft einfach an schlafenden Schweinen vorbeigelaufen oder die haben einfach den Pfad überquert ohne Notiz von mir zu nehmen. Weiterhin ist der Bako-NP Heimat von drei Affenarten: Zum einen laufen hier Langschwanzmakaken herum, vor denen man sich in Acht nehmen sollte, da diese bekannt dafür sind Taschen usw. auf der Suche nach Essen zu stehlen. So wird man gewarnt davor in seiner Unterkunft alle Fenster und Türen geschlossen zu halten, da man sonst tierische Einbrecher zu Besuch hat. Die zweite Art sind „Silver leaf monkeys“ oder zu Deutsch Silberner Haubenlangur. Diese sind wirklich putzig und die Kinder haben eine orangene und erst mit dem Erwachsenenalter bekommen sie eine graue Fellfärbung. Vor allem die Kinder sehen etwas wie Teletubbies aus. Die dritte Art ist für viele Besucher (inklusive mir) der Grund überhaupt hierher zu kommen: Der nur in Borneo vorkommende Nasenaffe, einer wirklich merkwürdig aussehenden Kreatur und vor allem die Männchen haben eine Nase die an etwas Anderes erinnert, das aber definitiv nicht ins Gesicht gehört, aber seht selbst auf den Bildern. Darüber hinaus gibt es noch ein Tier, das verantwortlich ist, dass ich zwar am Strand, aber nicht im Meer baden war: Das Leistenkrokodil oder englisch saltwater crocodile. Dies ist das gefährlichste und größte Krokodil der Welt und verantwortlich für einige Todesfälle hier auf Borneo.





















Achja und bevor jemand von euch nun die Frage stellt: Hast du auch Orang-Utans gesehen? Ja habe ich und zwar an meinem letzten Tag. Diese „Menschen des Waldes“ (wörtliche Übersetzung aus dem malaiischen) kommen nämlich nur noch hier auf Borneo und der indonesischen Insel Sumatra vor. Ich habe mich auf den Weg ins Semenggoh Rehabilitation Center gemacht, das ungefähr 40 Minuten weg von der Katzenstadt ist. Hier werden Orang-Utans aus verschiedenen Gründen hergebracht, zum Beispiel wurden sie aus Zirkussen gerettet, mit dem Ziel sie wieder auszuwildern. Um es gleich mal vorneweg zu nehmen: Semenggoh ist kein Zoo und es ist nicht garantiert, dass man überhaupt Orang-Utans zu Gesicht bekommt, da diese sich frei bewegen in dem relativ großen Waldgebiet bewegen können. Aber auch an diesem Tag war das Glück wieder auf meiner Seite und ich habe sogar 6 Exemplare zu sehen bekommen. Zuerst saß da ein riesiges Alphamännchen einfach am Wegesrand und hat sich seine Früchte als Frühstück schmecken lassen. Danach ging es zur Fütterungsplattform, einem Bereich an dem die Ranger Futter auslegen und dort habe ich weitere drei Orang-Utans inklusive Baby und Mutter sehen können. Wie sagt man so oft, das Beste kommt zum Schluss? So war es auch in meinem Fall: Auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle habe ich plötzlich ein Rascheln in den Bäumen wahrgenommen. Naja richtig wäre eigentlich zu sagen, ich habe gesehen wie sich die Bäume gebogen haben. Und plötzlich standen zwei Orang-Utan vor mir auf der Straße und haben mich neugierig angeschaut. Als der eine angefangen hat ein tiefes Grunzen von sich zu geben, muss ich zugeben, dass ich etwas Respekt hatte. Zwei gegen einen ist ja auch etwas unfairJ. Aber da ich schließlich einen Flug zu erwischen hatte, bin ich ganz langsam an den beiden vorbeigelaufen ohne diese aus den Augen zu lassen. Besser gesagt haben die mir die ganze Zeit hinterhergestarrt, bevor diese sich wieder in den Wald begeben hatten. Es war schon ein cooles Erlebnis Orang-Utans so nahe gegenüber zu stehen.










Mit diesen ganzen Eindrücken im Gepäck ging es wieder Richtung Kuala Lumpur. Diese Woche stehen noch eine Klausur, eine Präsentation und eine Berichtabgabe an bevor es nächste Woche auf die wohl bekannteste Insel Malaysias geht: Langkawi: Bis dahin euch eine schöne Woche und bis bald,


euer Philipp.

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