Okay also dieses Wochenende war ich alleine unterwegs und
ich bin durch Zufall bei meinen Recherchen auf eine Insel gestoßen von der
viele Malaien noch nicht mal gehört hatten.
Naja aber ich muss euch leider berichten, dass diese Insel
ein totaler Reinfall war. Das Wasser als klar zu bezeichnen wäre wohl für jede
Kläranlage in Deutschland eine Beleidigung. Darüber hinaus ist hier alles
überaus kommerzialisiert und es reiht sich ein 5* Ressort an das nächste und
die Strände sind dementsprechend zugebaut mit Liegen, Sonnenschirmen und
Verkaufsständen. Es ist so laut hier durch die ganzen Strandbars, Motorboote
und lärmenden Partytouristen, dass ich am liebsten die Fähre wieder sofort
zurückgenommen hätte. Das ist wahrlich kein Ort an dem man länger verweilen
möchte, daher mein ganz klarer Tipp an euch: Vermeidet es hierherzukommen, wenn
ihr jemals in Malaysia sein solltet. Daher verschone ich euch auch mit Bildern
und mein Post soll dementsprechend hier enden.
So ungefähr habe ich mir gedacht sollte mein originaler
Eintrag aussehen. Aber weil ich ehrlich sein möchte bekommt ihr nun die Wahrheit
zu hören. Warum der ganze Zirkus? Naja weil ich eigentlich nicht möchte, dass
diese Insel bekannter und damit touristischer (=schlechter) wird. Fangen wir
mal bei dem Namen an: Also Pulau ist das malaiische Wort für Insel und Kapas bedeutet
Cotton (=Baumwolle). Also könnte man Pulau Kapas wörtlich mit „Cotton Island“
übersetzen. Diesen Namen haben Einheimische der Insel gegeben und zwar wegen
dem soften, weißen Sand der Strände, die aus der Ferne wie Baumwolle aussehen.
Ja die Insel ist wirklich viel schöner als die Perhenthians, die ich im vorigen
Post als Paradies bezeichnet habe. Es ist echt erstaunlich, wie ruhig es hier
zugeht und die meisten Touristen sind Malaien die nur für den Tag hierherkommen
um zu schnorcheln oder Beachvolleyball zu spielen. Erstaunlich deshalb, weil
die Erreichbarkeit unfassbar einfach ist. Von Kuala Lumpur habe ich den
Nachtbus nach Marang genommen, einem kleinen Fischerdorf mit einer wirklich
schönen Moschee und einem Markt, auf dem man von frischem Fisch bis zu Gemüse
und Obst alles kaufen kann. Es dauert von hier nur 15 Minuten mit dem
Schnellboot um die 6km Entfernung vom Festland zurückzulegen. Daher wundert es
mich, warum es hier nicht viel touristischer zugeht. Aber vermutlich ist Kapas
einfach abseits von der Autobahn gelegen, die Touristen normalerweise hier in
Malaysia befahren. Ich habe eine Unterkunft für 2 Nächte gebucht und zwar in „Captains
Longhouse“ am südlichen Ende der Westküste. Achja genau nur die Westküste der
Insel ist begehbar und hat einen Sandstrand. Die Mitte der Insel ist richtiger
Dschungel und an die felsige Ostküste kommt man nur über 2 Pfade durch den
angesprochenen Regenwald. Ich wurde von Captain dem Besitzer des Hostels mit
einer Warnung begrüßt und zwar hat er mir sinngemäß gesagt, dass die Insel mein
Herz stehlen wird und es schwer für mich wird die Insel jemals wieder zu
verlassen. Daher wird die Insel auch als „sticky island“ bezeichnet, die seine Besucher
nicht mehr loslässt. Das Hostel ist im Stil einer traditionellen Behausung der
Ureinwohner Borneos nachempfunden, da der Besitzer selbst von den Iban
abstammt. So ein Longhouse ist auf Stelzen aus Holz gebaut und wie der Name schon
vermuten lässt ein langgezogenes Gebäude mit einem Gemeinschaftsbereich am
Anfang und Zimmern am anderen Ende des Hauses. Das Ambiente ist echt
einzigartig und wird durch die liebevollen Verzierungen und Muster überall noch
unterstrichen. Darüber hinaus sind überall Hängematten zwischen den Palmen
aufgehängt auf denen man schön in den Tag reinleben kann. Ein großer Pluspunkt
ist die Lage, da es am Ende der Insel ist, ist es hier besonders ruhig und
entspannt und besonders das Schnorcheln ist hier sehr gut. Direkt vom Strand
ist die „Shark Bay“ gelegen, das heißt man kann viele Haie beim Schnorcheln beobachten
die bis zu 2m lang werden können. Aber keine Angst es handelt sich nur um Riff
Haie die überhaupt nicht gefährlich sind. Negativ muss ich hier aber die
Sauberkeit anmerken, weshalb ich allen von einer Übernachtung hier abraten möchte,
die eine Allergie oder sonstige Abneigungen gegen Katzen verspüren. Denn es ist
sehr wahrscheinlich, dass es sich eine Katze auf dem Bett neben dir gemütlich
macht. Aber allgemein sind die Unterkünfte auf der Insel wirklich einfach und rustikal,
wer auf Komfort wie eine heiße Dusche und so weiter nicht verzichten kann
sollte sich wohl besser woanders umsehen. Aber natürlich habe ich die wenigste
Zeit in meinem Zimmer verbracht und daher möchte ich euch was allgemein über
die Insel erzählen. Wie schon gesagt wird man von malerisch weißen Stränden mit
Kokosnusspalmen begrüßt und man muss wirklich die Sonnenbrille aufsetzen, da
man sonst Gefahr läuft Schneeblind zu werdenJ.
Dazu noch kristallklares, warmes Wasser und ein intakter Regenwald im Hintergrund
und fertig ist das Panorama für eine Trauminsel. Es gibt auf der Insel zum
Glück keine Affen, da diese wirklich nervig sein können und man so viel
entspannter ins Wasser kann ohne Angst haben zu müssen, dass jemand deine
Sachen nach Essen durchwühlt. Es gibt hier jedoch große Warane, Eidechsen,
Geckos, Spinnen und Schlangen. Dazu noch Eichhörnchen, allerhand bunte Vögel
und Sandmücken, welche im Sand leben alles stechen was sich auf dem Sand
bewegt.
Ein Wahrzeichen der Insel sind jedoch die weiß goldenen
Treppen, die über Felsen führen, die die Strandabschnitte voneinander trennen.
Komischerweise musste ich dabei an das Lied „Stairways to Heaven“ denken. Die
Atmosphäre auf der Insel ist wirklich besonders und man hat sofort das Gefühl
zuhause zu sein und ich habe einen Rentner aus Frankreich kennengelernt, der
schon einen Monat hier verbracht hat oder eine Spanierin, die sogar ganze 4 Monate
geschafft hat.
Ich hatte immer noch die Worte von Captain in Erinnerung und
habe mich nach dem ersten Tag gefragt, was die Leute auf dieser Insel hält,
denn sie ist wirklich sehr klein mit gerade mal 20 km² von denen nur ein
kleiner Teil überhaupt zugänglich sind. Beim Abendessen an meinem zweiten Tag
hatte ich dann eine Erfahrung, die ich unbedingt mit euch teilen muss. Ich habe
im KBC (Kapas Beach Chalet) gegessen, welches sich im Zentrum der Westküste
befindet, und mich bei der Gelegenheit mit dem Besitzer des Hostels und Restaurants
unterhalten. Hans ist ein 38-jähriger Holländer, der schon seit 13 Jahren auf
der Insel ist und mit seinem malaiischen Geschäftspartner diese Anlage
betreibt. Dany seine Freundin ist aus Leipzig, das heißt ich habe mich sofort
heimisch gefühlt. Erwähnenswert ist auch noch die Kellnerin Patricia von allen
aber nur „Patty“ gerufen, die schon seit unglaublichen 22 Jahren auf Reisen ist
und auf allen Kontinenten unterwegs war. Auf jeden Fall bin ich im Laufe des
Gesprächs gefragt worden, was ich denn am Abend so vorhabe und ob ich nicht
Zeit und Lust hätte ein bisschen in der Küche auszuhelfen. Ein bisschen
Geschirr spülen (von Hand natürlich), Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch etc.
schneiden und fertig. Als Bezahlung habe ich ein fürstliches Essen bekommen mit
so viel zu Trinken wie ich mochte. In gemütlicher Runde hat mich Hans gefragt,
ob ich nicht Bock hätte noch ein bisschen länger auf der Insel zu bleiben und
weiter ein bisschen auszuhelfen in der Küche. Das Angebot beinhaltete
kostenlose Unterkunft, Essen und Trinken. Naja ich habe mir dann sofort
folgende Fragen gestellt: Ist es nicht verrückt auf einer Trauminsel für 6 Stunden
am Tag zu arbeiten und die restliche Zeit mit Faulenzen zu verbringen? Ist es
nicht verrückt einfach mal die Uni für ein paar Tage zu schwänzen, um mal das
Leben eines Ausgewanderten hautnah mitzuerleben? Ist es nicht verrückt einfach
in der besten Unterkunft der Insel zu sein, mit wirklich sauberen Zimmern und
das auch noch umsonst mit allem Essen und Trinken? Naja ihr kennt mich wohl zu
gut, um zu wissen wie meine Antwort ausgefallen ist. Klar bin ich noch länger
auf der Insel geblieben, dieses Angebot war einfach zu gut, um es
auszuschlagen. Also bin ich insgesamt 7 Tage auf der Insel geblieben und
gestern (Mittwoch) Nacht wieder zurückgefahren nach Kuala Lumpur. Ich wollte
die Insel wirklich nicht verlassen, da ich so viele interessante Menschen
kennen gelernt habe und ja ich muss sagen es war im Nachhinein wirklich eine
der besten Zeiten meines Lebens hier. Erleichtert wurde mein Abschied natürlich
nicht, als Hans mich die ganze Zeit vom Bleiben überzeugen wollte und mir sogar
einen Vollzeitjob angeboten hat mit einer Vergütung von 2000 Ringits pro Monat
plus Unterkunft und Essen gratis. Wenn man das monatliche Bruttoeinkommen eines
Malaien hier betrachtet, der durchschnittlich ca. 3400 Ringit (oder 729€)
verdient ist es gar nicht so wenig würde ich sagen.
Obwohl dieser Vorschlag wirklich verlockend war habe ich
keine Sekunde darüber nachgedacht, weil es wirklich unvernünftig gewesen wäre mein
Studium hier für das aufs Spiel zu setzen. Naja zum Abschied hat mir Hans
gesagt sein Angebot stünde für immer und ich wäre jederzeit auf Pulau Kapas
willkommen zum Arbeiten. Mal schauen vielleicht komme ich ja irgendwann noch
darauf zurück.
Pulau Kapas ist wirklich einer der Orte nach denen du
Sehnsucht entwickelst, wenn du an deinem Schreibtisch sitzt und es draußen
regnet und kalt ist. Hier ist es einfach das Leben zu genießen und alle Sorgen
und Probleme hinter einem zu lassen. Die Insel ist einer der schönsten Plätze
in denen ich jemals war und man muss solche Orte noch besuchen, bevor sie von
dem Massentourismus erobert werden. Noch ein Wort zur Unterwasserwelt: Das
Schnorcheln ist problemlos vom Strand aus möglich uns an den meisten Stellen
auch ganz gut. Vor allem an der schon oben angesprochenen „Shark Bay“ im Süden
und im Norden wo die 500m entfernte Nachbarinsel Pulau Gemia liegt ist das Riff
wirklich beeindruckend und intakt. Ich habe Riff Haie, Schildkröten, Rochen,
Wasserschlangen, Muränen, Oktopusse und tausende bunter Fische gesehen.
Darunter auch Kugelfische und natürlich das Highlight für mich: Unzählige
Clownfische (Nemos) in ihren kleinen Anemonen. Ich habe wirklich noch nie so
viele auf einem Haufen gesehen, was für mich das Schnorcheln schon perfekt
gemacht hat. Weil ich es angesprochen habe: Ein Trip zur Nachbarinsel ist
durchaus zu empfehlen, obwohl diese noch viel winziger als Kapas ist und nur
ein teures Ressort beinhaltet. Aber die haben so etwas wie eine Aufzuchtstation
für Schildkröten und das Schnorcheln ist hier sogar noch besser, da nicht so
viele Menschen und Boote unterwegs sind. Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf
die Überschrift zu sprechen kommen: Meine malaiischen Kollegen hier haben immer
gesagt:“ Pulau Kapas- No Problems-lah“. Die Silbe „lah“ ist übrigens typisch
für den Malaiischen Akzent und ich liebe es einfach, wenn richtige Malaien Englisch
sprechen. Und zwar hat diese keine besondere Bedeutung, aber es wird in jedem
Satz benutzt, um ihn abzuschließen. Es ist mega witzig, da die dann so Sachen
sagen wie „ok-lah“ oder „sorry-lah“.
Ich hoffe ihr kommt durch die Bilder etwas in den
Urlaubsmodus und ich wünsche euch eine schöne Restwoche voll.
Euer Philipp.
Marang mit Moschee und Markt:
Ankunft in Captains Longhouse:
KBC mit Hostel und Restaurant (mein Arbeitsplatz):
Eindrücke von der Insel: