Donnerstag, 29. September 2016

Pulau Kapas: No problems-lah



Okay also dieses Wochenende war ich alleine unterwegs und ich bin durch Zufall bei meinen Recherchen auf eine Insel gestoßen von der viele Malaien noch nicht mal gehört hatten.
Naja aber ich muss euch leider berichten, dass diese Insel ein totaler Reinfall war. Das Wasser als klar zu bezeichnen wäre wohl für jede Kläranlage in Deutschland eine Beleidigung. Darüber hinaus ist hier alles überaus kommerzialisiert und es reiht sich ein 5* Ressort an das nächste und die Strände sind dementsprechend zugebaut mit Liegen, Sonnenschirmen und Verkaufsständen. Es ist so laut hier durch die ganzen Strandbars, Motorboote und lärmenden Partytouristen, dass ich am liebsten die Fähre wieder sofort zurückgenommen hätte. Das ist wahrlich kein Ort an dem man länger verweilen möchte, daher mein ganz klarer Tipp an euch: Vermeidet es hierherzukommen, wenn ihr jemals in Malaysia sein solltet. Daher verschone ich euch auch mit Bildern und mein Post soll dementsprechend hier enden.
So ungefähr habe ich mir gedacht sollte mein originaler Eintrag aussehen. Aber weil ich ehrlich sein möchte bekommt ihr nun die Wahrheit zu hören. Warum der ganze Zirkus? Naja weil ich eigentlich nicht möchte, dass diese Insel bekannter und damit touristischer (=schlechter) wird. Fangen wir mal bei dem Namen an: Also Pulau ist das malaiische Wort für Insel und Kapas bedeutet Cotton (=Baumwolle). Also könnte man Pulau Kapas wörtlich mit „Cotton Island“ übersetzen. Diesen Namen haben Einheimische der Insel gegeben und zwar wegen dem soften, weißen Sand der Strände, die aus der Ferne wie Baumwolle aussehen. Ja die Insel ist wirklich viel schöner als die Perhenthians, die ich im vorigen Post als Paradies bezeichnet habe. Es ist echt erstaunlich, wie ruhig es hier zugeht und die meisten Touristen sind Malaien die nur für den Tag hierherkommen um zu schnorcheln oder Beachvolleyball zu spielen. Erstaunlich deshalb, weil die Erreichbarkeit unfassbar einfach ist. Von Kuala Lumpur habe ich den Nachtbus nach Marang genommen, einem kleinen Fischerdorf mit einer wirklich schönen Moschee und einem Markt, auf dem man von frischem Fisch bis zu Gemüse und Obst alles kaufen kann. Es dauert von hier nur 15 Minuten mit dem Schnellboot um die 6km Entfernung vom Festland zurückzulegen. Daher wundert es mich, warum es hier nicht viel touristischer zugeht. Aber vermutlich ist Kapas einfach abseits von der Autobahn gelegen, die Touristen normalerweise hier in Malaysia befahren. Ich habe eine Unterkunft für 2 Nächte gebucht und zwar in „Captains Longhouse“ am südlichen Ende der Westküste. Achja genau nur die Westküste der Insel ist begehbar und hat einen Sandstrand. Die Mitte der Insel ist richtiger Dschungel und an die felsige Ostküste kommt man nur über 2 Pfade durch den angesprochenen Regenwald. Ich wurde von Captain dem Besitzer des Hostels mit einer Warnung begrüßt und zwar hat er mir sinngemäß gesagt, dass die Insel mein Herz stehlen wird und es schwer für mich wird die Insel jemals wieder zu verlassen. Daher wird die Insel auch als „sticky island“ bezeichnet, die seine Besucher nicht mehr loslässt. Das Hostel ist im Stil einer traditionellen Behausung der Ureinwohner Borneos nachempfunden, da der Besitzer selbst von den Iban abstammt. So ein Longhouse ist auf Stelzen aus Holz gebaut und wie der Name schon vermuten lässt ein langgezogenes Gebäude mit einem Gemeinschaftsbereich am Anfang und Zimmern am anderen Ende des Hauses. Das Ambiente ist echt einzigartig und wird durch die liebevollen Verzierungen und Muster überall noch unterstrichen. Darüber hinaus sind überall Hängematten zwischen den Palmen aufgehängt auf denen man schön in den Tag reinleben kann. Ein großer Pluspunkt ist die Lage, da es am Ende der Insel ist, ist es hier besonders ruhig und entspannt und besonders das Schnorcheln ist hier sehr gut. Direkt vom Strand ist die „Shark Bay“ gelegen, das heißt man kann viele Haie beim Schnorcheln beobachten die bis zu 2m lang werden können. Aber keine Angst es handelt sich nur um Riff Haie die überhaupt nicht gefährlich sind. Negativ muss ich hier aber die Sauberkeit anmerken, weshalb ich allen von einer Übernachtung hier abraten möchte, die eine Allergie oder sonstige Abneigungen gegen Katzen verspüren. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich eine Katze auf dem Bett neben dir gemütlich macht. Aber allgemein sind die Unterkünfte auf der Insel wirklich einfach und rustikal, wer auf Komfort wie eine heiße Dusche und so weiter nicht verzichten kann sollte sich wohl besser woanders umsehen. Aber natürlich habe ich die wenigste Zeit in meinem Zimmer verbracht und daher möchte ich euch was allgemein über die Insel erzählen. Wie schon gesagt wird man von malerisch weißen Stränden mit Kokosnusspalmen begrüßt und man muss wirklich die Sonnenbrille aufsetzen, da man sonst Gefahr läuft Schneeblind zu werdenJ. Dazu noch kristallklares, warmes Wasser und ein intakter Regenwald im Hintergrund und fertig ist das Panorama für eine Trauminsel. Es gibt auf der Insel zum Glück keine Affen, da diese wirklich nervig sein können und man so viel entspannter ins Wasser kann ohne Angst haben zu müssen, dass jemand deine Sachen nach Essen durchwühlt. Es gibt hier jedoch große Warane, Eidechsen, Geckos, Spinnen und Schlangen. Dazu noch Eichhörnchen, allerhand bunte Vögel und Sandmücken, welche im Sand leben alles stechen was sich auf dem Sand bewegt.
Ein Wahrzeichen der Insel sind jedoch die weiß goldenen Treppen, die über Felsen führen, die die Strandabschnitte voneinander trennen. Komischerweise musste ich dabei an das Lied „Stairways to Heaven“ denken. Die Atmosphäre auf der Insel ist wirklich besonders und man hat sofort das Gefühl zuhause zu sein und ich habe einen Rentner aus Frankreich kennengelernt, der schon einen Monat hier verbracht hat oder eine Spanierin, die sogar ganze 4 Monate geschafft hat.
Ich hatte immer noch die Worte von Captain in Erinnerung und habe mich nach dem ersten Tag gefragt, was die Leute auf dieser Insel hält, denn sie ist wirklich sehr klein mit gerade mal 20 km² von denen nur ein kleiner Teil überhaupt zugänglich sind. Beim Abendessen an meinem zweiten Tag hatte ich dann eine Erfahrung, die ich unbedingt mit euch teilen muss. Ich habe im KBC (Kapas Beach Chalet) gegessen, welches sich im Zentrum der Westküste befindet, und mich bei der Gelegenheit mit dem Besitzer des Hostels und Restaurants unterhalten. Hans ist ein 38-jähriger Holländer, der schon seit 13 Jahren auf der Insel ist und mit seinem malaiischen Geschäftspartner diese Anlage betreibt. Dany seine Freundin ist aus Leipzig, das heißt ich habe mich sofort heimisch gefühlt. Erwähnenswert ist auch noch die Kellnerin Patricia von allen aber nur „Patty“ gerufen, die schon seit unglaublichen 22 Jahren auf Reisen ist und auf allen Kontinenten unterwegs war. Auf jeden Fall bin ich im Laufe des Gesprächs gefragt worden, was ich denn am Abend so vorhabe und ob ich nicht Zeit und Lust hätte ein bisschen in der Küche auszuhelfen. Ein bisschen Geschirr spülen (von Hand natürlich), Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch etc. schneiden und fertig. Als Bezahlung habe ich ein fürstliches Essen bekommen mit so viel zu Trinken wie ich mochte. In gemütlicher Runde hat mich Hans gefragt, ob ich nicht Bock hätte noch ein bisschen länger auf der Insel zu bleiben und weiter ein bisschen auszuhelfen in der Küche. Das Angebot beinhaltete kostenlose Unterkunft, Essen und Trinken. Naja ich habe mir dann sofort folgende Fragen gestellt: Ist es nicht verrückt auf einer Trauminsel für 6 Stunden am Tag zu arbeiten und die restliche Zeit mit Faulenzen zu verbringen? Ist es nicht verrückt einfach mal die Uni für ein paar Tage zu schwänzen, um mal das Leben eines Ausgewanderten hautnah mitzuerleben? Ist es nicht verrückt einfach in der besten Unterkunft der Insel zu sein, mit wirklich sauberen Zimmern und das auch noch umsonst mit allem Essen und Trinken? Naja ihr kennt mich wohl zu gut, um zu wissen wie meine Antwort ausgefallen ist. Klar bin ich noch länger auf der Insel geblieben, dieses Angebot war einfach zu gut, um es auszuschlagen. Also bin ich insgesamt 7 Tage auf der Insel geblieben und gestern (Mittwoch) Nacht wieder zurückgefahren nach Kuala Lumpur. Ich wollte die Insel wirklich nicht verlassen, da ich so viele interessante Menschen kennen gelernt habe und ja ich muss sagen es war im Nachhinein wirklich eine der besten Zeiten meines Lebens hier. Erleichtert wurde mein Abschied natürlich nicht, als Hans mich die ganze Zeit vom Bleiben überzeugen wollte und mir sogar einen Vollzeitjob angeboten hat mit einer Vergütung von 2000 Ringits pro Monat plus Unterkunft und Essen gratis. Wenn man das monatliche Bruttoeinkommen eines Malaien hier betrachtet, der durchschnittlich ca. 3400 Ringit (oder 729€) verdient ist es gar nicht so wenig würde ich sagen.
Obwohl dieser Vorschlag wirklich verlockend war habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, weil es wirklich unvernünftig gewesen wäre mein Studium hier für das aufs Spiel zu setzen. Naja zum Abschied hat mir Hans gesagt sein Angebot stünde für immer und ich wäre jederzeit auf Pulau Kapas willkommen zum Arbeiten. Mal schauen vielleicht komme ich ja irgendwann noch darauf zurück.
Pulau Kapas ist wirklich einer der Orte nach denen du Sehnsucht entwickelst, wenn du an deinem Schreibtisch sitzt und es draußen regnet und kalt ist. Hier ist es einfach das Leben zu genießen und alle Sorgen und Probleme hinter einem zu lassen. Die Insel ist einer der schönsten Plätze in denen ich jemals war und man muss solche Orte noch besuchen, bevor sie von dem Massentourismus erobert werden. Noch ein Wort zur Unterwasserwelt: Das Schnorcheln ist problemlos vom Strand aus möglich uns an den meisten Stellen auch ganz gut. Vor allem an der schon oben angesprochenen „Shark Bay“ im Süden und im Norden wo die 500m entfernte Nachbarinsel Pulau Gemia liegt ist das Riff wirklich beeindruckend und intakt. Ich habe Riff Haie, Schildkröten, Rochen, Wasserschlangen, Muränen, Oktopusse und tausende bunter Fische gesehen. Darunter auch Kugelfische und natürlich das Highlight für mich: Unzählige Clownfische (Nemos) in ihren kleinen Anemonen. Ich habe wirklich noch nie so viele auf einem Haufen gesehen, was für mich das Schnorcheln schon perfekt gemacht hat. Weil ich es angesprochen habe: Ein Trip zur Nachbarinsel ist durchaus zu empfehlen, obwohl diese noch viel winziger als Kapas ist und nur ein teures Ressort beinhaltet. Aber die haben so etwas wie eine Aufzuchtstation für Schildkröten und das Schnorcheln ist hier sogar noch besser, da nicht so viele Menschen und Boote unterwegs sind. Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf die Überschrift zu sprechen kommen: Meine malaiischen Kollegen hier haben immer gesagt:“ Pulau Kapas- No Problems-lah“. Die Silbe „lah“ ist übrigens typisch für den Malaiischen Akzent und ich liebe es einfach, wenn richtige Malaien Englisch sprechen. Und zwar hat diese keine besondere Bedeutung, aber es wird in jedem Satz benutzt, um ihn abzuschließen. Es ist mega witzig, da die dann so Sachen sagen wie „ok-lah“ oder „sorry-lah“.
Ich hoffe ihr kommt durch die Bilder etwas in den Urlaubsmodus und ich wünsche euch eine schöne Restwoche voll.
Euer Philipp.


 Marang mit Moschee und Markt:





 Ankunft in Kapas:





Ankunft in Captains Longhouse:














KBC mit Hostel und Restaurant (mein Arbeitsplatz):


















 Eindrücke von der Insel: