Montag, 24. Oktober 2016

Borneo Teil 1: Kota Kinabalu

In Zukunft werdet ihr denke ich wieder in kürzeren Abständen von mir hören, da ich trotz den ganzen Uni Verpflichtungen versuchen werde so viel wie möglich vom Land zu sehen. Aus diesem Grund war ich jetzt letztes Wochenende (Do-So in diesem Fall) zum ersten Mal auf Borneo. Für alle die sich nicht so richtig mit der Geografie Malaysias beschäftigt haben ganz kurz: Malaysia besteht aus zwei Teilen, welche durch das Meer voneinander getrennt sind. Zum einen West-Malaysia (oder eben einfach die Malaiische Halbinsel) auf der die meisten der gut 28Mio. Einwohner leben und die auch den Großteil der Touristen abbekommt (unter anderem mich) und zum anderen eben Borneo oder Ostmalaysia, welche die drittgrößte Insel der Welt ist und auf 3 Staaten aufgeteilt wird: Malaysia, Brunei und klar Indonesien. Der malaiische Teil Borneos umfasst die beiden Bundesstaaten Sarawak und Sabah. Kota Kinabalu oder einfach „KK“ genannt (wie Kuala Lumpur einfach „KL“ oder meine Uni „UPM“, die Malaien lieben Abkürzungen wie es scheint) ist die Hauptstadt des Bundesstaates Sabah und befindet sich dort an der Westküste. Was ist noch besonders an Borneo? Naja es ist mit Sumatra der einzige Ort auf der Welt an dem man noch Orange Tuans in freier Wildbahn begegnen kann. Aber um es schon mal vorweg zu nehmen, habe ich leider keine gesehen. Daher muss ich wohl oder übel wiederkommen, denn ich weiß einen Ort, an dem unsere Verwandten ziemlich sicher antreffen kann. Dazu aber hoffentlich mehr in einem anderen Beitrag. Okay aber jetzt genug mal davon, wer mehr wissen möchte, kann sich gerne auf Wikipedia oder sonst wo schlauer machen.
Nach gut 2,5h Flug von KL ist der Flieger dann endlich in KK gelandet. Obwohl Air Asia die wohl beste Billigfluglinie der Welt ist, kann man trotzdem nicht viel Komfort erwarten. Naja egal Hauptsache wir sind in einem Stück angekommen und alles ist gut gelaufen. 

Typischer Touri am Flughafen


Der Flughafen hier ist relativ klein und übersichtlich und so haben wir sofort den Schalter gefunden, an dem wir unsere Tickets für den Shuttle Bus in die Stadt erwerben konnten. Die Fahrt dauert gerade mal 20 Minuten und das Ticket kostet ca. 1€. Da meine innere Uhr mir sagte, dass es Zeit wäre fürs Mittagessen und wir sowieso erst um 14Uhr einchecken konnten haben wir uns sofort in ein einheimisches Restaurant gewagt und mein absolutes Lieblingsgericht hier in Malaysia gegessen: Laksa. Es ist eine Suppe aus Kokosmilch mit viel Chili (also sehr scharf) und der Inhalt sind Reisnudeln, verschiedenes Gemüse wie Sprossen, Hühnchen und Fisch/Garnelen. Wer mich kennt weiß, dass ich es immer ohne das Zeugs aus dem Meer bestelle. Dieses Laksa hat die anderen, die ich bisher gegessen habe aber bei weitem übertroffen. Der unglaublich gute Geschmack und die Nähe zu unserem Hostel haben dafür gesorgt, dass wir glaube ich 4-mal in 4 Tagen dort gegessen haben.

Reis mit Pilzen und Hühnchen aus dem "Claypot"


Das ist Laksa
Danach haben wir in unser Hostel eingecheckt (The Bunk Hostel) und es ist sehr speziell und anders als die anderen, in denen ich bisher genächtigt habe. Nämlich gibt es dort nur einen großen, 2-stöckigen Schlafsaal mit 35 Stockbetten. Jedoch hat man hier mehr Privatsphäre als man denken könnte, da vor jedem Bett ein Vorhang ist, den man bei Bedarf einfach zuziehen kann und so die Außenwelt abschneiden kann. Das Hostel liegt wirklich sehr zentral auf der berühmten Gaya Street der Hauptstraße von KK. Das Gepäck abgelegt, ging es sofort auf Erkundungstour durch die Stadt und so haben wir Attraktionen wie den Atkinson Tower angeschaut, der zu Gedenken an den ersten britischen Gouverneur Borneos, eines gewissen Herrn Atkinson, erbaut wurde. Das übrige Sightseeing beinhaltete noch den Unabhängigkeitsplatz (Merdeka Square), das Malaysia Monument und das North Borneo War Memorial, ein Monument das an die gefallenen Australier im 2. Weltkrieg erinnert. Ich war echt kurz baff, aber klar Borneo war als Teil von Malaysia Mitglied des britischen Reiches und daher haben die Australier hier gegen Japan gekämpft. Krass wenn man hier steht so weit weg von daheim, dann wird einem erst bewusst, dass es wirklich ein WELTkrieg war damals. Danach sind wir hinunter zur Waterfront (deutsch: Hafenviertel) gelaufen und haben den restlichen Tag damit verbracht durch die ganzen Marktstände zu laufen und die Aussicht auf das Meer zu genießen. Dabei haben wir natürlich auch Spaß gehabt, sind von den Einheimischen wieder fotografiert worden, wobei ich den Spieß diesmal umgedreht habe und denen einfach mal meine Kamera in die Hand gedrückt habe, um auch einen Schnappschuss zu haben. Auf diesem Weg sind wir auch an einem Dorf im Wasser vorbeigekommen mit Hütten auf Stelzen gebaut. Dort haben wir Kinder spielen sehen, die uns von weitem zugewunken haben und es war schön zu sehen, wie diese trotz der widrigen Umstände Freude am Leben haben. 
Gegen Abend sind wir dann an der Sabah State Mosque (=Moschee) vorbeigekommen und dann wartete noch ein kleines Highlight auf uns: Der Sikh Tempel. Naja ich hatte 3 Liter Wasser getrunken und musste ohne viel Begrüßung erstmal die Toilette in Anspruch nehmen. Als ich rauskam sah ich, dass mehrere Tische und Stühle aufgebaut waren und mehrere Menschen vor dem Tempel gegessen hatten. Sofort fragten mich die Einheimischen, ob ich nicht zum Essen bleiben wolle, was ich angesichts der Uhrzeit (gegen 18Uhr) und meines dementsprechenden Hungergefühls gerne annahm. Der Tempel an sich ist nicht weiter spektakulär, jedoch war diese unheimliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Leute phänomenal und auf diese Weise habe ich mein Wissen über diese Religion erweitert. Bzw. wenn ich ehrlich bin habe ich zum ersten Mal richtig über diese Sikh-Religion nachgedacht und auch eventuell dumme Fragen gestellt, die jedoch gerne beantwortetet wurden und ich denke nicht, dass sich so viele Touristen hier her verirren, ist es doch etwas außerhalb des Stadtzentrums. Ich versuche den Inhalt nur ganz kurz zusammenzufassen (wer sich nicht für dieses Thema interessiert liest am Besten im nächsten Absatz weiter): Und zwar handelt es sich um eine monotheistische Religion, die aus der Region Punjab im Norden Indiens stammt und ungefähr 500 Jahre alt ist. Sie ist im Grundsatz gar nicht so unähnlich wie unser Christentum, gibt es doch nur einen Gott und auch sie glauben an ein Leben nach dem Tod, jedoch ist es auch gespickt mit Elementen des Hinduismus, wie dem Glaube an die Reinkarnation, der Kreislauf der erst überwunden werden muss, um ins Paradies zu kommen. Auch glauben sie daran, dass jede Handlung oder auch jeder Gedanke eine Konsequenz haben wird (Karma). Wenn ihr aufmerksam meinen Blog verfolgt habt, fällt euch auf, dass ich davon schon mal in meinem Eintrag nach Malaka erzählt habe und so finden wir auch Teile des Buddhismus in dieser Religion. Jedoch werden solche Sachen wie Priester oder auch Imame als Mittelmann zwischen dem einfachen Menschen und dem Schöpfer abgelehnt und so kann jeder Mensch als „Granthi“ wirken, was bei uns so viel wie ein Pfarrer wäre. Zum Abschluss haben wir noch den Tempel besichtigen dürfen und hier muss man sich zuerst ein „Patka“ über den Kopf streifen, denn erst als Erwachsener Sikh-Anhänger bekommt man einen richtigen Turban. Diese Patka sehen witzig aus und so habe ich mich ein kleines bisschen als Pirat gefühlt. Da es schon dunkel geworden ist, hat uns einer der Gemeindemitglieder angeboten uns in die Stadt zu fahren, was dann auch das Ende eines ereignisreichen ersten Tages war. 
























Am zweiten Tag sind wir dann vor dem Sonnenaufgang zum Kinabalu Nationalpark aufgebrochen, der Heimat des höchsten Berges in Malaysia dem Mt. Kinabalu mit 4095m Höhe und dem ersten UNESCO Weltkulturerbe überhaupt des Landes.  Jedoch hat sich das mit dem Bergsteigen recht schnell erledigt, da man dafür eine Erlaubnis bräuchte und es nicht ohne Bergführer möglich ist. Daher werden 2 oder 3 Tagestouren angeboten die aber mit knapp 300€ aufwärts schon zu Buche schlagen. Da wir eh nur 1 Tag Zeit hatten, sind wir am Fuße des Berges im ältesten Regenwald der Welt über Stock und Stein gewandert. Ich glaube der Park gilt als Hotspot an Biodiversität, was so viel heißt wie, dass sich hier unzählige Pflanzen- und Tierarten tummeln. So sollen hier Orange Tuans, Gibbons und andere Primaten zuhause sein. Jedoch waren wir vermutlich zu laut oder hatten einfach nur Pech, dass wir keine größeren Lebewesen gesehen haben, bis auf eine Schlange die sich eher unbeeindruckt von unserer Anwesenheit gezeigt hat. Alles in allem kann ich sagen, dass 1 Tag definitiv zu wenig für diesen Park ist, da er wirklich relativ groß ist und wenn man ohne Tour mit Minibussen auf eigene Faust nur für einen Tag hierherkommt hat man nur gut 4-5h im Park zur Verfügung, da man 2h Hinfahrt von KK City einplanen muss. Empfehlenswert: Ja, aber, wenn ich nochmal die Möglichkeit hätte, würde ich auf jeden Fall das nötige Kleingeld mitnehmen und den Berg in Angriff nehmen. Wer aber einen Tag in einem richtigen Dschungel verbringen möchte, für den lohnen sich die vielen Wanderwege definitiv. Bevor wir zurück in das Stadtzentrum gefahren sind, habe ich den Fahrer einfach gefragt, ob wir noch bei der Kota Kinabalu City Mosque anhalten könnten. Das Besondere an dieser Moschee ist, dass sie von Wasser umgeben ist und daher den Spitznamen „Floating Mosque“ verdient hat.
 Diesen Tag haben wir dann am Filipino Market, dem Nachtmarkt am Wasser ausklingen lassen und allerhand verschiedene Sachen zum Essen ausprobiert. Unsere weiblichen Reisebegleitungen haben sich das Seafood schmecken lassen und ich denke, dass die Qualität und Frische hier besonders gut sind, da es ja quasi direkt aus dem Meer hier auf den Markt gelangt. Der Markt ist ein definitives „Must-See“ hier in Kota Kinabalu und es gibt einfach nichts, was es nichts gibt. So kann man sich Riesengarnelen, Hummer, Rochen, Haie und allerlei anderes Zeugs aus dem Meer schmecken lassen. Das meiste davon lebt sogar noch bevor es dann vor deinen Augen gegrillt wird. Frischer geht’s wohl nicht. Ich habe mich dann eher bei der „Fleischabteilung“ bedient, bei der es jegliches Teil des Hühnchens und auch Rind und Lamm in gebratener oder gegrillter Form zu kaufen gibt. Der Markt ist wohl so groß wie mein geliebtes Heimatdorf und das ist nicht mal übertrieben.






















Blick auf den majestätischen Mt. Kinabalu
Am dritten Tag klingelte der Wecker wieder um 6 Uhr morgens und wir haben uns auf den Weg zum Jesselton Point (auch „JP“ genannt wen wundert’s), dem Fährterminal gemacht, das als Tor zu den verschiedenen Inseln innerhalb des Tunku Abdul-Rahman-Nationalpark gilt. Der Namensgeber ist übrigens der erste Premierminister Malaysias der 1957 die Unabhängigkeit ausgerufen hatte (mehr dazu im Post „Merdeka, Merdeka“).
Am Fährterminal haben wir uns mit meinem malaiischen Bekannten Mior getroffen, der hiesigen Uni Meeresbiologie studiert und mit uns einen Schnorchel Trip auf 2 der Inseln geplant hatte. Also sind wir mit dem Boot zuerst auf Pulau Manukan gefahren, um dort einige Zeit zu schnorcheln und natürlich am Strand zu entspannen. Jedoch habe ich mich viel mehr auf die zweite Insel gefreut, da ich diese schon vom Flugzeug aus fotografieren konnte: Pulau Sapi ist ein wahres Paradies für Schnorchler (und Taucher) da diese relativ kleine Insel von einer riesigen Lagune umgeben ist in der sich die bunten Fische nur so tummeln in ihrem Korallengarten. Auch habe ich Muränen, Mantarochen, hunderte Nemos und andere bunte Fische gesehen. Besonders erwähnenswert finde ich, dass ich bestimmt noch nie so oft von Fischen „angegriffen“ worden bin wie hier. Diese sind relativ aggressiv und zeigen dir sofort, dass sie es nicht möchten, wenn du ihrer Behausung zu Nahe kommst. Obwohl es sich nur wie ein Mückenstich anfühlt, ist es schon kurz überraschend, wenn so ein kleiner Clownfisch mit voller Geschwindigkeit gegen dein Gesicht schwimmt. Diese Inseln sind jeweils typische tropische Paradiese mit weißem Sand, Palmen und kristallklarem, warmen Wasser. Der Großteil der Fläche ist jedoch Regenwald und daher kann es auch mal vorkommen, dass ungebetene Besucher wie Affen oder auch Warane vorbeikommen und deine Sachen begutachten. Als Fazit würde ich sagen, es war ein super Tag mit Mior und ich habe es geschafft mir diesmal keinen Sonnbrand einzufangen, was ich als kleines Erfolgserlebnis verbuchen würde.










Das kommt raus wenn man gegen die Sonne fotografiert und 3 Tage nicht vernünftig schläft




Mt Kinabalu vom Strand aus
 City Mosque von 2 verschiedenen Seiten:

Am Sonntag unserem Abreisetag sind wir nochmal durch die Gaya Street geschlendert, in der aufgrund des „Sunday markets“ gefühlt die ganze Stadt auf den Beinen war. Hier wird wirklich alles verkauft, also von Batikware über Essen bis hin zu lebenden (Haus-)Tieren. Naja jedem Tierfreund wird es schlecht, wenn man in die traurigen Augen der Hunde, Katzen, Mäuse, Igel etc. schaut die in viel zu kleinen Käfigen auf einen neuen Besitzer warten. Mit einer kleinen Wanderung zum „Signal Hill“ einer kleinen Aussichtsplattform mit einem guten Blick über die gesamte Stadt und die vorgelagerten Inseln auf denen wir den Tag zuvor waren, haben wir dann das Borneo Abenteuer Teil 1 abgeschlossen. Danach ging es mit dem Bus zum Flughafen und dann mit dem Flugzeug zurück in das geliebte Kuala Lumpur.
Jetzt also am Montag sitze ich in meinem Zimmer und schreibe diese Zeilen nach einem überaus anstrengenden Uni Tag. Aber ein besonders positives Ereignis möchte ich noch hervorheben, bevor ich aufhöre: Die letzten 2 Stunden war ich mit meinen Mitbewohnern auf dem Night Market der nur 5 Minuten von meiner Wohnung weg ist. Also genau dasselbe wie in Kota Kinabalu nur komplett ohne Touristen und ohne Seafood. Habe mich ins Food Koma gegessen und muss daher aufhören für heute. Übrigens nächste Woche habe ich eine Woche frei für den sogenannten Mid-Semester-Break. Ich werde wieder auf Reisen gehen. Ich sage nur so viel: Aus visatechnischen Gründen muss ich das Land verlassen. Mehr verrate ich noch nicht. Euch allen eine super Zeit und Sampai jumpa lagi!!






Durch die Nähe dese Flughafens kann man viele Flugzeuge im Tiefflug erwischen.