So nun versuche ich euch wieder auf den neuesten Stand zu
bringen. Also wir hatten letzten Dienstag dann den Besichtigungstermin der
Wohnung und zum Glück hat uns das Appartement überzeugt und wir haben „ja“
gesagt. Nach etlichem Papierkram war es dann soweit und wir konnten unser neues
Heim beziehen. Die Wohnung befindet sich in einem von zwei 14-stöckigen
Hochhäusern ungefähr 3 km von der UPM (der Uni) entfernt und es wird ein kostenloser
Shuttlebus angeboten der uns zu den Vorlesungen zurückbringt und auch wieder
davon abholt. Garniert wird das Ganze damit, dass wir auch eine Putzfrau haben,
die uns jede Woche einmal alles durchwischt und den (vermutlich entstehenden)
Sauladen wieder auf Vordermann (bzw. -frau) bringt. Ich war sehr überrascht,
dass ich weder Bettwanzen, Kakerlaken, Ameisen oder Geckos gefunden habe, was
sich in tropischen Ländern ja nicht unbedingt vermeiden lässt. Alles macht
einen sehr guten Eindruck und wirkt äußerst gepflegt. Nicht zu vergessen seien
an dieser Stelle noch zwei Sachen, die auf jeden Fall anders sind als ich es
von meinen bisherigen Behausungen gewohnt bin. Nummer eins ist die Tatsache,
dass wir in dem Haus Exoten sind, da hier wohl nur Malaien zu wohnen scheinen.
Wobei wir auch schon bei dem zweiten Unterschied wären: Der Pool. Ja genau wir
haben einen Pool, was bei der Außentemperatur wirklich geil ist und genau da
fällt nämlich auf, dass wir Exoten sind: Als wir zum ersten Mal im Wasser etwas
planschten fühlten wir uns beobachtet. Und tatsächlich als wir nach Oben
schauten, waren an allen Fenstern Leute zu sehen, die uns beim „Spielen“
zuschauten. Natürlich war ich sofort neidisch, als die Mädels behaupteten es
seien nur Männer, die sie anstarrten und daher war ich etwas froh muss ich
zugeben, als ich auch Menschen in Burkas und mit Kopfbedeckung am Fenster sah.
Klar könnte es sein, dass dies Männer mit einer feministischen Seite waren oder
eben Frauen, die sich für die Oberweite meiner Mitbewohnerinnen interessierten.
Aber ich habe trotzdem noch die Hoffnung, dass zumindest ein paar dieser
Augenpaare auf mich runtergeschaut habenJ
Aber lassen wir mal den Ernst beiseite und zusammenfassend
lässt sich sagen, dass die Wohnung mit 96qm, 4 Schlafzimmern und 3 Badezimmern,
dem angesprochenen Pool, Kinderspielplatz (ganz wichtig), Fitnessstudio und
eben Gebetsraum inklusive Internet, Strom und Wasser ungefähr 150€ pro Monat
und Person kosten wird. Dies soll euch nur mal veranschaulichen wie die Lebenshaltungskosten
in Malaysia ungefähr sind.
Am selben Tag fuhr ich dann auch zum ersten Mal dahin, wofür
ich überhaupt gekommen bin und zwar an die Uni. Zuerst sollte gesagt sein, dass
es sich bei dem Campus, um einen der größten der Welt handelt. Also mir war
damit schon von vorneherein klar, dass es hier nicht so beschaulich wie in
Hohenheim zugehen würde. Obwohl hier noch als unnützes Wissen am Rande eine
Gemeinsamkeit der beiden Unis erwähnt werden sollte: Beide wurden als
Agrarschulen gegründet.
Der erste Tag an der Uni war recht chaotisch und etwas
nervenaufreibend aber alles der Reihe nach:
Witzigerweise wusste der Taxifahrer nicht wo sich das
International Office befindet, bei dem wir uns registrieren sollten. Was dieser
nicht wusste, ist, dass es nämlich einen Süd- und einen Nordteil gibt. Wo war
jetzt das Büro in das wir mussten? Auf dem Nordcampus. Und wo hat uns der
Taxifahrer hingebracht? Ihr könnt es euch vermutlich denken. Klar auf den
Südcampus. Als wir dann planlos umhergefahren sind, kam der Fahrer irgendwann
auf die Idee, er könnte ja jemanden fragen, der sich eventuell auskennen
könnte. Naja und die erste malaiische Studentin schüttelte nur mit dem Kopf und
sagte uns sofort, dass wir falsch seien und unser Glück auf dem anderen Teil
des Universitätsgeländes versuchen sollten. Aber dort angekommen wurde alles
eher noch etwas chaotischer anstatt übersichtlicher. Also hielt der Fahrer an
der Fakultät für Naturwissenschaften an und wir gingen mit ihm rein, um uns
nach dem Weg zu erkunden. Und dann wurden wir Zeuge von der unglaublichen
Herzlichkeit der Malaien. Anstatt uns einfach den Weg zu beschreiben, bot uns
ein Mitarbeiter einfach an, dass er sein Auto holen und uns zum International
Office fahren würde. Den Taxifahrer haben wir dann heimgeschickt und sind dann
nach ewiger Suche endgültig im International Office der UPM eingetroffen. Also
nahmen wir zu viert in dem Büro der für uns zuständigen Person Platz und fingen
mit der ganzen Prozedur an. Naja und ihr könnt euch das Gespräch zwischen mir und
der Person folgendermaßen vorstellen: Sie fragte in die Runde, ob wir das
Dokument XY dabeihatten. Die Mädels antworteten mit „Ja“ und ich musste nach
langer Überlegung feststellen, dass ich wohl vergessen hatte die Sachen
auszudrucken. Ika (der Name der Assistentin) fragte mich dann immer etwas
verwundert, wieso ich denn vergessen hatte das auszudrucken. Naja was soll ich
auf so eine Frage antworten? Aber sie war sehr freundlich und hat halt dann die
entsprechenden Sachen für mich ausgedruckt, womit ich mich auch registrieren
konnte. Zum Schluss der ganzen Story noch folgendes: Als sie fragte, ob wir 2
Passbilder dabeihätten und ich endlich mal sagen konnte, dass ich daran gedacht
hatte, wurde diesmal ich enttäuscht. Leider mussten die Bilder einen blauen
Hintergrund haben und da meine nur einen Weißen hatten, musste ich auch hier
versprechen neue Passbilder machen zu lassen. Im Endeffekt haben wir eine
Checkliste bekommen, die es nun galt abzuarbeiten. Somit sollten wir in
verschiedene Bereiche gehen und uns einen Stempel mit Unterschrift abholen und
erst dann bekamen wir eine offizielle Matrikelnummer.
So machten wir uns also auf den Weg um den Zettel zu
vervollständigen. Als wir das Büro nach gefühlt einer Stunde verlassen hatten,
wartete auf uns eine positive Überraschung: Unser persönlicher Fahrer saß auf
einem Sofa und hat tatsächlich auf uns gewartet. Er wollte uns zu unseren
übrigen Stationen fahren, sodass wir uns nicht wieder verlaufenJ Krass oder?
Bevor ich in das Büro des Dekans gegangen bin, hab natürlich
gleich ein obligatorisches Foto vor der Wirtschaftsfakultät gemacht, welches
ihr unten sehen könnt. In der Fakultät angekommen wurde ich sehr freundlich vom
Dekan empfangen und habe mich bei ihm für die nötigen Kurse eingeschrieben, die
ich im Semester besuchen möchte. Besonders erwähnenswert ist dabei der
Sprachkurs in Malaiisch, worauf ich mich am meisten freue. Als dies erstaunlich
schnell geklappt hat, bin ich weiter in das „Bursa Payment Office“, in dem ich
für allerhand Verwaltungsgebühren nochmal beinahe 90€ blechen musste, wobei
aber schon das Busticket für den Monat September inkludiert war. Dabei handelt
es sich um ein Ticket, das einen berechtigt innerhalb des Universitätsgeländes
herumzufahren. Ja der Campus ist so riesig, dass man zwischen den Gebäuden
sogar einen Bus nehmen muss. Völlig verrückt diese MalaienJ. Leider hat der
Gesundheitscheck bisher aus terminlichen Gründen nicht geklappt, welchen ich
dann am nächsten Montag nachholen möchte, aber dazu beim nächsten Mal mehr.
Wenn ich diesen (hoffentlich) bestanden habe, werde ich endgültig an der UPM
eingeschrieben sein.
Mein erster Eindruck von der Uni ist durchaus positiv, der
Campus ist super idyllisch inmitten im Regenwald gelegen und mit Palmen
gesäumt, was einem zusammen mit dem tropischen Wetter irgendwie das Gefühl gibt
im Urlaub zu sein. Aber eben nur irgendwie. Denn aufgrund der Tatsache, dass
die UPM eine muslimische Uni ist, wird auf eine konservative Kleiderordnung
viel Wert gelegt. Und naja es gibt angenehmeres als bei dieser Hitze mit langen
Hosen herumzuspazieren. Was aber auf jeden Fall sehr cool ist, dass meine Mensa
aus verschiedenen Restaurants besteht und es viele verschiedene Läden wie zum
Beispiel Friseure (Haarschnitt knapp unter 2€ für Studenten) gibt. Auch gibt es
an jeder Fakultät extra zu dem zentralen „Markt“ nochmal ein kleines Café, was
die Studenten und Mitarbeiter mit dem nötigsten versorgt. Bald findet auch die
offizielle Willkommensveranstaltung der Uni statt, aber dazu mehr im nächsten
Beitrag.
Am Mittwoch wurde ich Zeuge von etwas, das ich in dieser
Form noch nie gesehen habe. Ich habe euch ja gesagt, dass überall Flaggen
hängen, was zum Ausdruck bringt, dass die Malaien ein sehr stolzes und
patriotisches Volk sind. Aber an jenem Mittwoch dem 31. August wurde der „Hari
Merdeka“ also der Unabhängigkeitstag gefeiert. Und wie der gefeiert wurde. Am
„Merdeka Square“ also dem Unabhängigkeitsplatz fand eine große Zeremonie statt,
mit einer Militärparade, Auftritten von Künstlern und einer ausgelassenen Party.
Ich muss sagen, dass ich echt beeindruckt war, als Tausende Menschen mit Fahnen
und Schals gewunken haben und laut „Merdeka, Merdeka“ gerufen haben. Genau die
gleichen Worte hatte nämlich Tunku Abduhl Rahman, der erste Premierminister
Malaysias, an eben jenem Tag auf dem Merdeka Square im Jahr 1957 ausgerufen, um
die Unabhängigkeit Malaysias vom britischen Königreich zu erklären. Die Kraft
und Emotionen und besonders die pure Erleichterung und Fröhlichkeit der Menge
sind kaum zu beschreiben. Die Stimmung war einzigartig und ja auch hier fühlte
ich mich trotzdem wie ein Exot, da viele Menschen kamen und mich um ein Foto
mit ihnen baten. Darunter auch eine Gruppe von Studenten, die mir sofort eine
Flagge geschenkt haben und mich in ihre Mitte aufnehmen wolltenJ
Gegen Nachmittag war dann die Parade zu Ende und ich ging
zurück ins Hostel um Freddy zu empfangen, der den weiten Weg aus Stuttgart
angetreten war, um mich besuchen zu kommen. Also gingen wir in den botanischen
Garten von KL und ich muss sagen, dieser Park ist echt faszinierend, da man
sich so überhaupt gar nicht mehr in einer Großstadt fühlt, inmitten von Bäumen
und den schön angelegten Seen. Diesen ereignisreichen Tag haben wir dann mit
einem Besuch der Petronas Towers enden lassen und ich war immer noch begeistert
von der Architektur der Gebäude. Das i-Tüpfelchen des Tages war dann noch der
Besuch der Skybar in unmittelbarer Nähe der Zwillingstürme, welche sich im 33.
Stock des 5 Sterne Hotels mit dem Namen „Traders“ befindet. Jedoch ist diese Bar
völlig verrückt, da sie sogar einen Pool beherbergt, wobei man einen Wahnsinns
Blick auf die Türme und die Stadt hat. Klar war es auch was Anderes zur
Abwechslung mal in so einem schicken Ambiente unterwegs zu sein.
Achja genau was ich euch noch vergessen habe zu erzählen ist
folgendes: Und zwar habe ich mir schon die erste Wellnessbehandlung gegönnt.
Jedoch wurde ich nicht von Menschen behandelt, sondern von Tieren. Wie ihr an
den Bildern unten sehen könnt, habe ich ein Fish-Spa besucht. Dabei setzt man
sich gemütlich an den Rand eines Pools und streckt seine Füße in das Wasser, das
prall gefüllt ist mit Doktorfischen, die sich sofort auf deine Hornhaut stürzen
und sie abknabbern. Aber keine Angst sie haben keine Zähne und somit tut es
nicht weh. Es war wohl eines der coolsten Sachen, die ich jemals getan habe, da
es einfach unendlich kitzelt für ein oder zwei Minuten, bis man sich daran
gewöhnt hat und man sich danach wie neugeboren fühlt, da wirklich die ganze
Hornhaut danach weg ist. Übrigens gibt es sowas auch in Deutschland, also, wenn
ihr keine Lust auf normale Fußpflege habt, kann ich euch das nur empfehlen. Ich
werde es auf jeden Fall noch ein paar Mal machen, da es einfach mega lustig ist.
An dieser Stelle würde ich mal abbrechen und die
Orientierung der Uni einfach auf den nächsten Beitrag verschieben. Euch wünsche
ich viel Spaß beim Lesen und mit den Bildern und ein schönes Wochenende. Krass
wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin schon 1 ganze Woche hier.
Bis zum nächsten Mal, haltet die Ohren steif,
viele Grüße
euer Philipp.
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