Dienstag, 13. September 2016

Orientierung auf Malayisch und Malakka Ausflug



Eine weitere Woche ist vergangen und somit habe ich auch die ersten Vorlesungen in der Uni hinter mir. Ich versuche die ganzen Eindrücke ohne etwas zu vergessen zu beschreiben.
Also wo war der letzte Stand? Ich habe glaub im vorigen Post was von einer Orientierung geschrieben und genau da möchte ich heute starten: Gegen 8 Uhr habe ich mich in die Nähe des angegebenen Hörsaals begeben, wo die Willkommensveranstaltung für alle neuen internationalen Studenten stattfinden sollte. Davor wurde ich erstmal von einer großen Schlange überrascht und habe mich einfach mal dazugestellt, was sich als gute Entscheidung erwiesen hat. Denn man musste sich registrieren und dafür habe ich eine Willkommenstüte bekommen inklusive Stift, Karte des Uni-Geländes und einem kleinen Reiseführer von Kuala Lumpur. Danach habe ich mir das Frühstück, das von der Uni ausgegeben wurde, schmecken lassen, wobei ich nicht genau sagen kann, was ich da eigentlich gegessen habe. Ein Sandwich mit Thunfisch und etwas das vom Geschmack her eine Kartoffel gewesen sein könnte. Danach ging es in den großen Hörsaal und auffällig war, dass gut 85% der neuen Studenten Chinesen waren, wobei bestimmt auch einige Koreaner oder Japaner darunter waren. Die Veranstaltung an sich war nicht sonderlich spannend. Es wurden halt die grundsätzlichen Regeln wie Kleiderordnung und Verhalten auf dem Campus angesprochen, dann wurde noch Werbung für die Uni gemacht, die in den Wirtschaftswissenschaften anscheinend zu den besten 150 der Welt gehört. Gar nicht mal so schlecht würde ich sagenJ Dann durften wir noch Vorträgen von einem Polizisten lauschen, der uns zum Thema Sicherheit in Malaysia einiges erzählte. Danach erfuhren wir wie man ein Bankkonto in Malaysia eröffnet und für mich persönlich ganz wichtig: Es waren Leute von dem Immigration Office da, die nochmal betonten, wie wichtig es sei mit einem Studentenvisum legal im Land zu sein und die am Ende dann aber gesagt haben, dass wir eh alle ein Visum hätten und es daher kein Problem sei. Apropos Visum: Mich haben schon viele gefragt wie es damit aussieht: Naja kurz und knapp kann ich dazu nur sagen, dass ich mich nicht für ein Visum bewerben werde und einfach innerhalb von 90 Tagen einmal ausreisen werde, damit ich ein weiteres 90 Tages Touristenvisum bekomme. Falls niemand der das liest mich bei der malaiischen Regierung verpetzen sollte, dürfte das auch ausreichen für mein Semester hier.
Genau das Highlight der ganzen Veranstaltung waren dann noch Spiele, die das Eis brechen und dafür sorgen sollten, dass die internationalen Studenten miteinander in Kontakt kommen sollten. Naja das war auf der einen Seite lustig, auf der anderen Seite mega nervig, da ihr euch vorstellen könnt wie lange es dauert, bis sich ca. 300 Leute nach dem Geburtsdatum sortiert haben. Vor allem die Langsamkeit meiner chinesischen Mitstudenten hat mich manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht, da diese einfach immer im Weg gestanden sind. Aber das gehört wohl zu dem Kulturschock dazu J. Ich hoffe man hört die Ironie etwas heraus, aber alles in allem war es ein guter erster Tag auf dem Campus, was mit Sicherheit an dem super Abendessen lag, das für uns alle zubereitet wurde. Mittlerweile haben übrigens die meisten meiner Geschmacksnerven Selbstmord begangen, weshalb ich das Essen in seiner ganzen Schärfe vertragen kann.
Wenn wir gerade schon beim Thema Essen sind. Ich habe eine Entdeckung gemacht die wohl mein gesamtes Auslandssemester verändern wird: Es gibt eine Filiale der Milkshake Factory in Kuala Lumpur und die machen Milchshakes in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen wie Snickers, Kinder Bueno, Erdnussbutter-Nutella usw.…ich versuche da nicht öfter als einmal pro Woche hinzugehen, da ein großer Becher mit Sicherheit meinen Tagesbedarf an Kalorien und Zucker übersteigt.
Okay aber nun zurück zu den Uni Angelegenheiten: Wie ihr vielleicht wisst musste ich mich einem kompletten Gesundheitscheck unterziehen, was ich letzten Montag auch getan habe. Wer schon mal bei der Bundeswehr gemustert wurde kann sich ungefähr vorstellen, wie es abgelaufen ist. Es wurden mehrere Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt, mein Brustkorb wurde geröntgt (ohne irgendwelche Bleiwesten oder sonstigen Schutz und der Arzt hat hinter einer Holztüre gewartet (!!)) und meine Augen, Ohren, Nasen etc. untersucht. Alles in allem kam als Ergebnis heraus, dass ich kerngesund bin und somit fit genug zum Studieren an der Uni hier. Auch habe ich keine krassen Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis, worüber ich sehr froh bin.
Okay aber nun zum Uni Alltag in der ersten Woche hier:
Grundsätzlich unterscheidet sich die Lernkultur total von dem was ich aus Deutschland gewohnt bin. Zunächst einmal sind die Kurse viel kleiner und in Gruppen mit maximal 50 Studenten aufgeteilt. Der Professor kennt in der Regel die Namen und eine Vorlesung verläuft eher wie eine Schulstunde ab. Auch ist man hier automatisch für die Prüfung angemeldet, wenn man sich in den Kurs einträgt und muss sich nicht wie bei uns selbst darum kümmern. Insgesamt bekommen die Schüler alles eher mundgerecht serviert und müssen sich nicht um organisatorische Dinge wie Stundenplanerstellung etc. kümmern. Die Notengebung ist ebenfalls anders: So schreibt man nicht eine Abschlussklausur die 100% zählt, sondern in meinen Kursen habe ich 2 Tests während des Semesters, die jeweils 15% zählen, die Abschlussklausur am Ende mit 40% und die restlichen 30% werden dann mit Präsentationen und Hausarbeiten gefüllt. Also kann man sagen, dass ich schon etwas zu tun habe unter der Woche. Vom Niveau her kann man es durchaus mit Deutschland vergleichen, also ich persönlich finde es weder schwerer noch leichter. Auf jeden Fall muss ich mich von dem Gedanken verabschieden, dass ich hier nur zum Reisen hier bin und auch wirklich was tun muss, denn die erste Präsentation steht z.B. schon in 2 Wochen an. Persönlich habe ich aber auch einige Erlebnisse gehabt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Nummer 1 war, dass ich am Montag eine halbe Stunde alleine in einem Raum gewartet habe und dann einfach gegangen bin und dachte die Vorlesung würde am ersten Tag noch nicht stattfinden. Naja falsch gedacht. Ich kann mich noch nicht in das Online Lernsystem der Uni einloggen und hab nicht mitbekommen, dass der Raum kurzfristig geändert wurde. Ich habe es erst gemerkt, als mich die ganzen malaiischen Studenten am Mittwoch gefragt haben, wo ich denn bei der ersten Vorlesung war. Ganz witzig war, dass der Professor mich zuerst gar nicht wahrgenommen hat und dann die ersten paar Minuten auf Malaiisch angefangen hat zu reden bis ich mich dann gemeldet habe und die Veranstaltung wegen mir auf Englisch stattfinden muss. Ich weiß nicht, ob ich mir da unbedingt Freunde gemacht habe bei meinen Mitstudenten.
Naja ich habe euch doch schon erzählt, was für eine Attraktion europäische Männer hier auf dem Campus sind. Eine Studentin ist nach der Vorlesung einfach auf mich zugekommen und hat mir gesagt, dass ich genauso wie Prinz William aussehen würde. Klar wollte sie dann ein Selfie mit mir und hat mich dann sogar nach einem Autogramm gefragt, um bei ihren Freundinnen angeben zu können, was mir dann aber doch etwas zu viel des Guten war. Mega lustig, da mich die Mädels Gruppe von nun an immer mit „Prinz Philipp“ anspricht. Ich denke es gibt schlechteres als mit einem Prinzen Titel begrüßt zu werden am Morgen.

Zum Abschluss möchte ich noch auf den Tagestrip eingehen, den die Uni für uns organisiert hat. Wir sind nach Malakka gefahren, eine Küstenstadt mit etwa 300.000 Einwohnern ca. 150km von Kuala Lumpur in Richtung Süden entfernt. Das besondere an der Stadt ist, dass sie seit 2008 auf der Unesco Weltkulturerbe Liste geführt wird und aus gutem Grund wie ich meine. Denn man kommt sich wie in einem Freiluft Museum vor, da das Bild besonders von Kolonialbauten von den Portugiesen, Holländern und Engländern geprägt ist. Also könnte man sagen, dass hier die Geschichte Malaysias auf engem Raum abgebildet ist. Auch finden sich Kirchen, Moscheen und Tempel (buddhistische, taoistische, konfuzianistische und hinduistische) nicht weit weg voneinander. Doch mehr dazu in den Bildern. Ein Erlebnis möchte ich besonders hervorheben und zwar bin ich ja nicht gerade dafür bekannt schüchtern zu sein. Also habe ich in einem Tempel einfach einen Mann angesprochen und wollte nur wissen, um was für eine Art es sich denn dabei handelt. Naja und dann habe ich einfach mal eine Führung der besonderen Art durch 3 verschiedene Tempelanlagen bekommen und einen Vortrag über die Unterschiede zwischen Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus. Der Mann selbst war ein buddhistischer Lehrmeister und ich habe bestimmt 1h mit ihm verbracht, was im Nachhinein ziemlich cool war. Jedoch möchte dazu gar nicht viel schreiben, denn wen es interessiert, der kann bei Google wohl mehr herausfinden. Nur so viel: Alle 3 Lehren werden in China praktiziert und sie ergänzen sich eher als dass sie sich auschließen, da es keine Religionen in unserem Sinne sind, sondern eher philosophische Weltanschauungen, die auf drei großen Persönlichkeiten beruhen. Laozi (Taoismus), Konfuzius (das sollte klar sein) und Siddhartha Gautama (Buddhismus).
Das Zentrum des Konfuizianismus ist die Familie. Wenn es dieser gut geht, so geht es auch der Provinz gut. Wenn es der gut geht, so geht es auch dem gesamten Reich gut. So wird der Mensch hier als Teil der Gesellschaft angesehen und der Fokus liegt auf dem Gemeinwohl.
Im Taoismus geht es um „tao“, was soviel wie der richtige Weg bedeutet und es wird als das Schöpfungsprinzip angesehen aus dem zum Beispiel Yin und Yang entstanden sind.
Im Buddhismus geht es um Karma: Tue Gutes, Rede Gutes und Denke Gutes, dann wird dir auch Gutes widerfahren. Karma ist ganz einfach und beruht auf Ursache und Wirkung. So erzeugt Gewalt zum Beispiel Gegengewalt.
Keine Angst ich bin nicht irgendwie Buddhist jetzt oder so, aber mich haben die Ansichten des Mannes tatsächlich beeindruckt und es war auf jeden Fall eine coole Erfahrung. Er hat mich in das tiefste Heiligtum des Tempels mitgenommen und gemeint, dass alles schlechte von mir abgefallen sei damit. Mal schauen, was mir das noch bringen wird, jedoch hatte ich am Abend plötzlich die Türklinge in der Hand von meinem Zimmer. Ob das ein Zeichen ist?:)
Der nächste Eintrag ist schon in Arbeit, nur Geduld.
Auf jeden Fall ist Malakka definitiv eine Reise wert, wenn auch nur für einen Tag.
Viele Grüße
Euer Philipp.

So feiern Malayische Studenten ihren ersten Tag an der Uni





































































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