Okay also nun ist meine zweite Woche an der Uni vorbei und
es gibt wieder einiges zu berichten. Naja zuallererst habe ich nun eine
permanente Matrikelnummer bekommen und kann mich nun als richtiger Student
fühlen. Hier dauern die Sachen halt eben doch ein wenig länger. Was macht die
Uni sonst so? Naja die Professoren haben nun etwas die Zügel angezogen und ich
muss nun was tun um nicht sofort den Anschluss zu verlieren, obwohl ich bei dem
Ökonometrie Kurs wohl erst noch einen kleinen Umweg nehmen muss, um auf den
Wagen aufspringen zu könnenJ.
Nichtsdestotrotz habe ich mich auch außeruniversitär
beschäftigt, was sicherlich interessanter zu erzählen ist:
Am Mittwoch war ich nochmals in der Skybar im 5* Traders
Hotel mit Blick auf die Petronas Towers, was mittlerweile der Ort ist an dem
ich am zweitmeisten meine Abende verbringe bald. Nach einem guten Abend habe
ich den Donnerstag damit verbracht zum ersten Mal ins Kino hier zu gehen. Der
Film war jetzt vielleicht nicht gerade das, was ich mir ansehen würde, aber da
die weiblichen Teilnehmer in der Mehrzahl waren wurde ich überstimmt und so
schauten wir uns „The Secret of Life Pets“ an von den Machern von den Minions Filmen.
Da die Vorstellung um 14 Uhr losging, war es nicht verwunderlich, dass außer
uns nur Familien mit sehr kleinen Kindern da waren. Im Endeffekt ist es ein Mix
aus „Findet Nemo“ und „Minions“ vielleicht, aber es waren schon ein paar Lacher
dabei und ich hatte meinen Spaß. Das Kino an sich ist auf jeden Fall
interessant, da es zum einen Popcorn mit Karamell gibt und die Sitze
unglaublich bequem sind und mit Getränkehaltern versehen sind. Der einzige
Nachteil ist wie in allen Gebäuden, dass der Kinosaal auf 18°C runtergekühlt
war, was das Immunsystem schon sehr fordert auf Dauer und es die Außentemperatur
nicht unbedingt angenehmer macht.
Am Abend war ich dann in eine andere Wohnung in meinem
Appartmentgebäude eingeladen und zwar zum traditionellen chinesischen Mond Fest.
Wie kam ich zu der Ehre? Naja da gefühlt alle anderen Austauschstudenten aus China
stammen und ich denen zwangsläufig über den Weg laufe, da diese auch im
Shuttlebus zur Uni sitzen jeden Tag, haben sich manche von denen mit mir
angefreundet. Und ich habe es jetzt mal bewusst so formuliert. Aber natürlich
konnte ich so eine Einladung nicht ausschlagen aus zwei Gründen. Nummer 1 ich
bin ein höflicher Mensch und immer offen für Neues. Ja und ganz klar Nummer 2
die Aussicht auf eine gute warme Mahlzeit am Abend. Jedoch habe ich auch
versucht mir etwas einfallen zu lassen als Mitbringsel und habe mich dann auf
die Suche nach etwas typisch Deutschem gemacht und siehe da ich habe sogar
etwas gefunden. Ein paar Tafeln Ritter Sport, sodass meine chinesischen Freunde
mal gute schwäbische Schokolade kosten dürfen. Apropos Kosten: Mit 3€ pro Tafel
waren die nicht ganz so billig wie in der Heimat.
Als ich dann zum Dinner angekommen bin, dachte ich mir wow
das nenne ich Arbeitsteilung. Denn die zwei männlichen Gastgeber haben mich
begrüßt während die 6 Mädels in der Küche gearbeitet und den Tisch gedeckt
haben. Es war ein super Abend mit super leckerem Essen und interessanten
Gesprächen, da meine Gastgeber natürlich alles über mich und den Alltag in
Deutschland wissen wollten. Nach dem Essen kam dann der Höhepunkt, denn bei
einem traditionellen Mond Fest darf der Mondkuchen natürlich nicht fehlen. Das
ist ein Gebäck, das gleichzeitig süß und salzig ist, was dem Prinzip von Yin
und Yang entsprechen soll. Der Kuchen ist rund und er hat oben drauf
Verzierungen und Schriftzeichen mit guten Wünschen und wird üblicherweise an
gute Freunde oder Verwandte verschenkt. Ich hoffe, dass die Chinesen den Blog
nicht lesen oder deutsch verstehen, aber ich muss ehrlich sein. Die Füllung der
Kuchen waren grüne und rote Bohnen und verdammt das war eines der ekligsten Dinge,
die ich jemals gegessen habe. Aber klar bin ich ein guter Schauspieler und habe
es mir nicht anmerken lassen und so getan als ob es mir sehr gut schmecken
würde, was aber zur Folge hatte, dass ich immer mehr angeboten bekam. Naja das
ausgezeichnete Essen davor war es wohl wert, etwas zu leiden. Achja genau fast
hätte ich es vergessen, aber es wurden vor, während und nach dem Essen
unzählige Bilder und Selfies gemacht. Besonders witzig war es dann am Ende, als
ich mit jeder der anwesenden Damen ein Einzelbild machen musste, wobei eine so
nervös war, dass sie auf dem Bild ihre Hände neben das Gesicht gehalten hat.
Ich habe keines der Bilder und werde wohl auch nicht wissen auf welchen
Plattformen diese verbreitet werden, denn für Chinesen ist es ja nicht erlaubt
Facebook, WhatsApp oder ähnliches zu besitzen. Als Fazit für den Abend lässt
sich festhalten, dass die Kulturen doch sehr unterschiedlich sind und es auf
Dauer für mich anstrengend wäre nur mit Chinesen zusammen zu sein.
An diesem Wochenende sind wir zu den Cameron Highlands
gefahren einem Gebiet ungefähr 3 Autostunden von Kuala Lumpur entfernt, welches
nach dem Briten William Cameron benannt ist. Highlands einfach deshalb, weil
die Region sich in einer Höhe von 1500m befindet. Wir waren in einem Apartment
in der Hauptstadt Tanah Rata, wobei das Wort Stadt sehr täuscht und man eher
„Hauptdorf“ sagen sollte. Warum sind wir überhaupt dahingefahren? Weil das
Klima so verschieden vom Rest Malaysias ist. Natürlich ist es immer noch
tropisch hier, jedoch steigt das Thermometer nicht über 25°C und nachts wird es
schon mal bis zu 10°C kalt. Wir hatten so um die 18°C Außentemperatur was
wirklich eine willkommene Abwechslung war zu der Hitze Kuala Lumpurs.
Die Einwohner der Cameron Highlands leben hauptsächlich vom
Tourismus und von der Landwirtschaft, da hier andere Pflanzen wachsen wie in
anderen Teilen des Landes. Hauptattraktion sind auf jeden Fall die
Teeplantagen, die auch das berühmte geriffelte Muster der Berghänge hier
ausmachen. Es wird ausschließlich Schwarztee angebaut und auch nur für das
Inland hergestellt, das bedeutet, dass Malaysia keinen Tee exportiert, was vor
allem an der geringen Anbaumenge im Vergleich zu Indien oder Sri Lanka zu
liegen scheint.
Wir haben also eine Tour gemacht, die uns zu einer
Teeplantage mit angeschlossener Fabrik geführt hat und es wurden uns die
Prozesse erklärt vom Pflücken der Blätter bis hin zum fertigen Tee im Laden.
Danach waren wir auf einer Erdbeerfarm, bei der wir uns die Beeren selber
pflücken durften und bei der Gelegenheit habe ich mich auch gleich mit
Erdbeermarmelade eingedeckt. Der Besuch der Butterfly Farm war jetzt nicht so
der Bringer. Im Endeffekt waren es große Gewächshäuser, in denen Hunderte von
Schmetterlingen frei herumfliegen konnten und dabei waren noch andere kleinere
Tiere wie Schildkröten, Echsen, Schlangen oder Fische zu beobachten. Obwohl die
Hasen und Meerschweinchen schon cool waren.
Mein persönliches Highlight war jedoch unsere
Dschungelwanderung durch den „Mossy Forest“. Da auf dieser Höhe die Wolken
immer tief hängen ist der Wald von Nebel umgeben und erhält genügend
Feuchtigkeit, was die ideale Bedingung für das Wachstum von Moos und anderen
Pflanzen wie Farne ist. Der Name bedeutet übersetzt nämlich so etwas wie
„moosbewachsener Wald“. Es ist ein richtig cooler Regenwald im wahrsten Sinne
des Wortes, weil es hier wirklich angenehm kühl ist. Der Blick von dem Berg ist
spektakulär da man sehr oft wirklich von Wolken eingehüllt ist. Am Ende des
Pfades erreicht man dann den Gipfel des „Mount Brinchang“ der mit 2032m der
höchste Punkt der Cameron Highlands ist und auf dem ein sehr rostig und alt
aussehender Aussichtsturm steht, dessen Ausblick mögliche Strapazen bei der
Wanderung vergessen machen.
Das Wochenende war wirklich super und witzig und ich habe
ein ganz anderes Malaysia kennen gelernt als zuvor. Denn man fühlt sich hier
eher wie in einem Schweizer Bergdorf aufgrund des Klimas. Naja aber wirklich
nur aufgrund des Klimas. Denn dem Besucher fällt sofort auf, dass die Mehrzahl
der Bewohner von indischer Abstammung ist. Dies liegt wohl daran, dass die
Fabrik und Plantagenbesitzer früher ausschließlich aus Indien kamen. Der
Vorteil davon ist, es gibt fast nur indische Restaurants und das heißt Naan,
Chicken Tandori usw. die ganze Zeit. Besonders sollte hier noch eine typische
malaiisch-indische Spezialität erwähnt werden, die eng mit den Cameron
Highlands verknüpft sind: „Teh Tarik“, das ist der typische Schwarztee von der
Region mit süßer Kondensmilch getrunken. Wirklich lecker aber wohl auch sehr
kalorienhaltig denke ich.
Auch ich muss irgendwann zum Friseur gehen, was ich dann
auch gemacht habe und dafür habe ich unglaubliche 3€ bezahlt. Naja was soll ich
sagen. Mit der Maschine ging das recht flott und in 5 Minuten war ich fertig.
Erwähnenswert ist nur noch am Ende als er fertig war hat der Friseur meinen
Kopf in beide Hände genommen hat und ihn umgedreht hat. Ja ihr habt richtig
gehört. Ich war auch zu perplex um was zu sagen. Es hat zweimal geknackst und
dann war es aber erstaunlich gut.
Zum Ende sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass ich
angenehmere Busfahrten mitgemacht habe, was wohl an der etwas rabiaten
Fahrweise des Fahrers gelegen hat, der einfach ohne Rücksicht auf Verluste die
Serpentinen raufgerast ist und an jeder Kurve ein lautes Hupkonzert veranlasst
hat. Aber ich bin wohlbehalten zurück in meiner Heimat und freue mich auf eine
neue Woche mit spannenden Einblicken. Euch einen guten Start in die neue Woche
und bis bald!
Euer Philipp.
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