Sonntag, 6. November 2016

Banyuwangi/ Kawah Ijen

Banyuwangi ist ein kleines Städtchen ungefähr so groß wie Ulm direkt am Meer gelegen und ganz im Osten von Java. Von hier fahren die Fähren nach Bali hinüber, welches nur ca 10km entfernt von hier ist. 
Obwohl ich um 4 Uhr morgens angekommen bin, hat mein Gastgeber trotzdem schon auf mich gewartet und mich mit dem Roller zu seinem Haus gefahren. Ja ich habe das Hostel gegen ein Homestay eingetauscht. Dies ist relativ üblich auf Java, dass Familien einzelne Zimmer an Touristen untervermieten, um so ihr Einkommen aufzubessern. Für mich als Backpacker war es schon sehr luxuriös, schaut man sich mal alleine dieses riesen Bett an, dass ich für mich alleine hatte. Das Frühstück, das ich hier bekommen habe war wohl das Beste seit langem. Es gab Reis, Nudeln und Hühnchen. Nicht unbedingt das Gesündeste, aber durchaus sättigend.
Aber was macht man mit einem Tag, an dem man so früh ankommt? Klar sich einen Roller mieten und die Gegend erkunden. Gut ich hatte nicht wirklich Lust mir die Stadt anzuschauen, sondern hab mich sofort auf den Weg zum nächstgelegenen Strand gemacht, welcher nur 5km von meiner Unterkunft entfernt war: Pantai Boom oder Boom Beach. Um zu dem Strand zu gelangen muss zuerst eine Holzbrücke überquert werden, bei der ich wirklich skeptisch war, dass sie mich und den Roller aushält. Als ich jedoch gesehen habe, wie die Einheimischen darüber gerast sind, hab ich es (erfolgreich) selbst probiert. Dieser Strand ist anders als die Strände, die ich bisher besucht habe. Anstatt weißer Sand mit Palmen hat man hier schwarzen Sand und als Bonus Hühner, Ziegen und Schafe. Auch die klassischen Fischerboote sehen hier etwas gebrauchter aus, als man sie vielleicht aus Bali oder anderen Touristenzielen gewohnt ist. Jedoch fand ich den Strand nicht weniger spektakulär: Man hat den majestätischen Vulkan Ijen im Hintergrund und den Ausblick auf Bali vor sich. Das Beste ist, dass ich am Morgen der Einzige Mensch weit und breit am Strand war, abgesehen von den einheimischen Fischern. Okay bevor ich es vergesse, es gibt auch Nachteile. So ist es fast unmöglich ohne Schuhe hier zu laufen, da sich der Sand stark aufheizt und die Strömung ist relativ stark weshalb ich mich nicht weit ins Wasser getraut habe.
Aber was soll ich sagen jeder Tag am Strand ist ein guter Tag. Jedoch habe ich den fast kompletten Vormittag verschlafen, da ich noch die Nachtfahrt im Zug in den Knochen hatte.
Als ich dann aufgewacht bin erwartete mich ein positiver Schock: Um mich herum standen mindestens 10 Kinder, die mich wie eine Attraktion im Zirkus anstarrten. Sie wollten, dass ich mit ihnen ins Wasser komme und es war dann doch ein recht spaßiger Tag, an dem ich mich an meine Zivizeit im Kindergarten zurückversetzt fühlte. Klar wollten dann auch die Eltern alles über mich wissen und ich für zahlreiche Fotos posieren, aber das kennen wir ja schon.




















Nach Sonnenuntergang war aber dann der Spaß vorbei und es fiel mir ehrlich gesagt schwer mich von meinen neuen (kleinen) Freunden zu verabschieden, aber es hieß sich vorzubereiten auf mein wohl größtes Abenteuer bisher.  Ich habe mich eingedeckt mit einer warmen Mütze, Handschuhen, einem dicken Pullover und dazu noch eine Gasmaske mitsamt Taschenlampe. Ihr werdet euch bestimmt fragen, wieso man bei 30°C beinahe Winterkleidung kaufen sollte. Ich habe doch vorhin schon mal den Vulkan Ijen erwähnt den ich vom Strand aus sehen konnte. Ja genau den wollte ich nun besteigen. Berühmt ist der Vulkan aufgrund seiner blauen Flammen, die jedoch nur nachts zwischen 0 und 5Uhr zu sehen sind. Daher galt es für mich um ca 23:30 von Banyuwangi aufzubrechen und ich fuhr eine gute Stunde auf einer (fast immer) guten Straße auf eine Höhe von ca 2000m zu einem Parkplatz, wo ich meinen Roller parken konnte. Genau jetzt versteht ihr auch warum die warmen Klamotten. Die Fahrt an sich verlief reibungslos, obwohl es schon seltsam ist alleine in der Nacht in einem fremden Land auf der falschen Seite der Straße ohne wirklich funktionierendes Fernlicht Serpentinen hinauf zu fahren:) 
Dort angekommen traf ich dann auf zwei Mädels die einen Führer engagiert hatten, der sofort sagte ich solle mich einfach ihrer kleinen Gruppe anschließen. Obwohl man eigentlich keinen Führer braucht, da der Weg relativ offensichtlich für gefühlt 2-3km nochmal ein gutes Stück nach oben auf den Gipfel des Vulkanes führt. Dort angekommen stockte mir aus zwei Gründen der Atem. Zum einen, weil der Blick in den Krater mit den blauen Flammen, die die Nacht beleuchteten, wirklich unglaublich war. Zum anderen aber, weil der Schwefelgeruch und -rauch schwer auszuhalten war. Das war dann der Punkt an dem ich meine Gasmaske aufsetzen musste. Der Weg den Krater hinunter ist nicht ungefährlich und braucht fast so lange wie der gesamte Aufstieg zum Gipfel. Auf dem Weg darunter wurde ich Zeuge von einer der unglaublichsten Leistungen die Menschen vermutlich aufbringen können (bzw. müssen wohl eher). Denn es gibt Leute, die tatsächlich IM Krater arbeiten hier und zwar sind es Minenarbeiter die Schwefel abbauen. Das ist wirklich ein knochenharter Job, da durch den Schwefeldampf einem die Augen tränen und es ist sicherlich auch nicht gesund das gute Zeug in den Lungen zu haben. Es wird noch krasser wenn man bedenkt, dass diese ungefähr 70-80kg davon in ihren Körben noch den Krater hochschleppen und dann mit Trolleys den ganzen Weg hinunter bis zum Parkplatz schleppen müssen. Und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass normale Menschen sogar ohne diese Last Probleme haben den Krater hinauf- bzw. hinunter zu gelangen. Aber das i-Tüpfelchen sozusagen ist noch der Verdienst der Arbeiter, denn diese bekommen pro kg 2.000 IDR, also pro Ladung etwa 140-160.000, was ungefähr 10€ entspricht. Ich habe mich mit einem jungen Minenarbeiter unterhalten und der meinte, dass diese sogar die Gasmaske, den Trolley und die Körbe selber bezahlen müssten. Das ist auch der Grund, warum viele sogar ohne Gasmaske und Trolley (kostet 1,5 Mio IDR) auskommen müssen. Um ihr Einkommen etwas aufzubessern verkaufen die Arbeiter noch kleine selbstgemachte Figuren aus Schwefel und obwohl ich nicht so auf Souvenirs stehe, konnte ich nicht anders als 3 davon zu kaufen und somit die Arbeiter etwas zu unterstüzten. Sogar beim Schreiben bekommme ich immer noch eine Gänsehaut und es nötigt mir allerhöchsten Respekt ab, wie man unter solch unmenschlichen Bedingungen arbeiten und immer noch fröhlich sein kann. Aber wie kommen die blauen Flammen überhaupt zustande? Gute Frage, denn dieses Phänomen gibt es nur hier und noch in Island (also für alle die nicht so weit fliegen möchten um es zu sehen). Es handelt sich hierbei um Schwefelgas, das sich beim Kontakt mit der Luft entzündet und daher Flammen bildet. 
Als ich dann genug hatte (ja ich musste weinen wegen dem Schwefelgas in meinen Augen) ging es dann den Krater hinauf und dort sah ich einen wirklich beeindruckenden Sonnenaufgang. Wir gingen den gleichen Weg wieder hinunter, ich verabschiedete mich von meiner Gruppe und machte mich wieder auf den Rückweg zu meinem Homestay. Jedoch habe ich diesmal etwas länger gebraucht, da ich gefühlt alle 10m angehalten habe, um die Landschaft zu bewundern. Morgens ging es dann wiederum mit dem Zug weiter nach Probolinggo wo das nächste Abenteuer warten sollte.
Okay die Maske sitzt



Lets take a selfie:)




Minenarbeiter beim Schwefelabbau

So nahe sollte man vielleicht dem Feuer normal nicht kommen



Verdiente Pause auf dem Gipfel des Vulkans nach einem harten Anstieg aus dem Krater heraus
Kratersee der aber so säurehaltig ist, dass ich nicht mal den kleinen Finger reinstecken würde. Abgesehen stinkt er nach Schwefel












Geschafft:)    
Bilder von dem Rückweg in meine Unterkunft:







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